../../../icons/Logo.pngPraktische Elektronik


Wir lernen weitere Anwendungen von Transistoren als Schalter kennen.


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Transistoren als Schalter

Komplementäre Transistoren


Transistoren als Schalter

Im Praktikum Der Transistor haben wir Transistoren und MOSFETs als einfache Schalter kennengelernt. Hier werden wir uns mit weiteren Ansteuerarten beschäftigen.

Transistoren

Attention >

Moderne Transistoren

Moderne Transistoren werden hauptsächlich für den Einsatz als Schalter entwickelt.

  • Derzeit werden vor allem neue MOSFETs für Schalter angeboten.

Wir haben den Transistor als Inverter betrachtet:

Transistor1.png
Bild 1: Transistor als Inverter

Natürlich können wir einen Transistor auch über ein logisches Gatter wie 74HC00 oder 4049 ansteuern. Die Basis des Transistors direkt an den Ausgang eines Gatters anzuschließen, ist problematisch, da der Transistor bei einer 1 am Ausgang den Ausgang quasi kurzschließt. Wie bei einer LED muss der Transistor über einen Widerstand mit dem Ausgang verbunden werden.

Transistor-an-Logik.png
Bild 2: Transistor am Ausgang eines logischen Gatters

Das Beispiel zeigt, wie eine höhere Last über einen Transistor an ein logisches Gatter angeschlossen wird. Die LED mit dem 150Ω Widerstand würde einen 74HC00 überlasten. Der Transistor schafft das. Mehr können wir dem Transistor aber nicht zumuten. Er könnte zwar noch höhere Ströme schalten, aber dafür braucht er einen höheren Basisstrom und den muss der 74HC00 liefern. An den Ausgang eines 74HC00 sollte kein Widerstand kleiner als 1kΩ angeschlossen werden. Nach unserer Faustregel dürfen wir also nicht weniger als 100Ω an den Kollektor anschließen. In unserer Schaltung dürfen wir nicht unter 150Ω gehen, da sonst die LED überlastet wird.

Attention >

Logische Gatter

Logische Gatter geben eine Spannung von

  • 5V für eine logische 1 und
  • 0V für eine logische 0 aus.

Sequenz von Transistoren

Wir können jedoch einen weiteren Transistor hinter den ersten schalten.

Transistor-an-Logik2.png
Bild 3: Zwei Transistoren als Treiber und Leistungsschalter

Wir haben einfach an den Kollektor des ersten Transistors die Basis des zweiten angeschlossen. Wenn der Transistor Q1 ausgeschaltet ist, fließt der Strom über R3 in die Basis von Q2. Dadurch kann Q2 einen Widerstand von mindestens 10 Ohm schalten. Wenn der Transistor Q1 eingeschaltet ist, schließt er die Basis von Q2 kurz und Q2 ist ausgeschaltet.

Wir sollten den 10Ω Widerstand auf unserem Steckboard nicht verwenden, da er wahrscheinlich unsere Batterie oder USB-Powerbank überlasten würde. Die in Bild 3 vorgeschlagenen drei LED reichen für unsere Versuche aus.

Der Transistor Q2 schaltet die Last. Er wird Lastschalter oder Leistungsschalter genannt. Der Transistor Q1 vor dem Leistungsschalter Q2 wird Treiber genannt. Unser Treiber verbraucht etwa ein Zehntel des Stroms des Leistungsschalters.

Darlington-Schaltung

Es gibt noch eine weitere Treiberschaltung, die oft verwendet wird.

Transistor-an-Logik3.png
Bild 4: Darlington-Schaltung

Bei dieser sogenannten Darlington-Schaltung ist der Emitter des Transistors Q1 mit der Basis von Q2 verbunden. Die Kollektoren der beiden Transistoren sind gemeinsam mit der Last verbunden. Q1 erzeugt in seinem Kollektor einen Strom, der ein Vielfaches - wir rechnen mit 10 - des Basisstroms beträgt. Dieser Strom fließt zu seinem Emitter und von dort zur Basis von Q2, der wiederum ein Vielfaches davon in seinem Kollektor erzeugt. In unserer Rechnung kann Q2 also 10*10=100 mal so viel schalten, wie in die Basis von Q1 fließt. Das bedeutet, dass Q2 einen Lastwiderstand schalten kann, der 1/100 des Widerstandes R2 beträgt, also 1000Ω/100=10Ω. Wir haben auch keine Verluste durch den Widerstand R3, wie in der Schaltung in Bild 3.

Nun, so einfach ist es nicht.

Der Transistor Q2 kann nicht richtig durchschalten.

Würde Q2 ganz durchschalten, würde er sich selbst den Basisstrom rauben, weil dann am Kollektor von Q1 nicht genügend Spannung für die 0,6 V Basis-Emitterspannung von Q2 vorhanden wäre.

Eine Darlington-Schaltung schaltet nicht perfekt. Zwischen dem Kollektor und dem Emitter von Q2, also am Ausgang einer Darlington-Schaltung, bleibt immer eine Spannung von mindestens 0,6V. Meistens sind es 1V.

Die Darlington-Schaltung wird jedoch häufig einer Treiberschaltung wie in Bild 3 vorgezogen. Es gibt auch sogenannte Darlington-Transistoren, zwei Transistoren in Darlington-Schaltung in einem Gehäuse.

Transistor-Schalter für höhere Spannungen.

Die vorgestellten Schaltungen sind auch für Lasten mit höheren Spannungen geeignet.

Transistor-an-Logik4_s.png
Bild 5: Leistungsschalter an 12V

Die Schaltungen in Bild 5 zeigen, wie eine Last an eine zweite Spannungsquelle mit 12 V angeschlossen werden kann. Der Minuspol der 12V-Versorgung ist mit dem der 5V-Versorgung verbunden. Zur Verdeutlichung sind die Anschlüsse der Stromversorgung für die Logik-ICs eingezeichnet. Die angegebenen Lastwiderstände dürfen bei 12V nicht unterschritten werden.

Logik und Transistoren

Wir verwenden Transistoren oft als Leistungsschalter hinter logischen Schaltungen. Wir wissen bereits, dass ein Transistor als Inverter fungieren kann. Das müssen wir beim Entwurf der Logik berücksichtigen.

Schauen wir uns an, wie die Schaltungen funktionieren.

Wir betrachten den logischen Zustand am Eingang und am Ausgang. Der Eingang ist R1. Der Ausgang ist eingeschaltet, wenn die LED leuchtet. Die folgende Tabelle zeigt, ob der Ausgang eingeschaltet ist, wenn am Eingang eine logische 1 (5V) anliegt.

Schaltung Bild Ausgang
einfacher Transistor Bild 2 ein
Schalter mit Treiber Bild 3 aus
Darlington Bild 4 ein

Ausgang der Schaltungen, mit einer logischen 1 (5V) am Eingang

Sättigungsspannung

Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Transistoren perfekt schalten.

Bei der Darlington-Schaltung haben wir gesehen, dass am Ausgang immer eine Spannung von etwa 1 V anliegt.

Auch bei einem normalen Transistor als Schalter bleibt eine kleine Spannung zwischen Kollektor und Emitter, wenn der Transistor eingeschaltet ist. Die verbleibende Spannung zwischen Kollektor und Emitter wird als Sättigungsspannung UCEsat bezeichnet.

In der folgenden Tabelle wird davon ausgegangen, dass der Transistor immer optimal angesteuert wird: Der Basisstrom ist ein Zehntel des Kollektorstroms, Ib=Ic/10.

Kollektorstrom Sättigungsspannung
1mA 25mV
10mA 20mV
100mA 80mV
500mA 700mV

Sättigungsspannung des BC337

  • Die Sättigungsspannung eines Transistors bei maximal zulässigem Kollektorstrom liegt typischerweise bei UCEsat=1V.
  • Bei einem Darlington-Transistor liegt die Sättigungsspannung bei maximalem Strom typischerweise bei UCEsat=2V bis 3V.
Attention attention

Achtung

Die hier vorgestellten Schaltungen können nicht einfach für jede Last übernommen werden.

Besondere Regeln gelten für das Schalten von

  • Glühlampen
  • Induktivitäten z.B. Relais
  • Motoren

Wer das nicht beachtet, kann sein blaues Wunder erleben :-(

MOSFET

Mit MOSFETs ist Welt viel einfacher:

MOSFET-an-Logik.png
Bild 6: MOSFET am Ausgang eines logischen Gatters

Wir verbinden einfach das Gate des MOSFET mit dem Ausgang des logischen Gatters. Wenn der MOSFET stark genug ist, schaltet er auch große Lasten.

Punkt

  • Leider nicht.
  • MOSFETs benötigen zum Schalten großer Lasten (hoher Strom und/oder hohe Spannung) eine höhere Gatespannung als wir in Logikschaltungen verwenden. Unsere 5V für die Logik reichen oft nicht aus. Meistens werden mehr als 10V benötigt.
  • MOSFETs sind sehr empfindlich gegen elektrostatische Entladungen und benötigen eine besondere Behandlung:

Siehe Achtung elektrostatische Entladung

Attention pin

Sind MOSFETs ideal?

Wir werden sehen, dass MOSFETs eigentlich ideale Eigenschaften haben.

Leider

  • sind sie nicht so robust gegen Überlastung wie bipolare Transistoren,
  • benötigen eine höhere Steuerspannung
  • und sind sehr empfindlich gegen elektrostatische Entladungen am Gate.
  • Das gilt auch für dicke Leistungs-MOSFETs

Der 2N7000 ist genügsam und schaltet bereits unter 5V, kann aber kaum einen Widerstand unter 150Ω schalten.

Es gibt auch spezielle Logic-Level-MOSFETs, die direkt an eine 5V-Logik angeschlossen werden können. Für unsere Zwecke gibt es eine ganze Reihe solcher Logic-Level-MOSFETs. Sie können Spannungen von einigen Ampere bis zu 12V treiben. Sie sind meistens in winzigen Gehäusen untergebracht, die wir nicht in unsere Steckboards stecken können. Ein Beispiel ist der IRLML6244. Der 2N7000 ist kein ausgesprochener Logic-Level-MOSFET.

MOSFET-an-Logik3.png
Bild 7: Logic-Level-MOSFET unmittelbar am Ausgang eines logischen Gatters

MOSFETs mit höherer Gate-Spannung

Wie bereits erwähnt, müssen MOSFETs häufig mit Gate-Spannungen betrieben werden, die höher sind als die Versorgungsspannung der logischen Schaltung, die sie ansteuert. In diesem Fall ist eine zweite Versorgungsspannung erforderlich. In den meisten Fällen sind 12 V ausreichend.

Es gibt Logik-ICs, die mit Spannungen unter 5 V arbeiten. Üblich sind 3,3 V oder 3 V. Es gibt aber auch ICs, die nur 1,8 V benötigen. Ein MOSFET kann dann meistens nicht direkt angesteuert werden. Transistoren benötigen dagegen nur etwas mehr als 0,6 V.

Die folgende Schaltung bietet sich an, wenn ein MOSFET verwendet werden soll, dessen Gate-Spannung höher ist als die Versorgungsspannung der Logik.

MOSFET-an-Logik2.png
Bild 8: MOSFET mit Treiber am Ausgang eines logischen Gatters

Die Schaltung in Bild 8 kann Standard-MOSFETs ansteuern. Sie ist für unsere Zwecke gut geeignet.

Logik und MOSFET

Wir betrachten auch hier wie das logische Verhalten der Schaltungen ist.

Schaltung Bild Ausgang
einfacher MOSFET Bild 6 ein
einfacher MOSFET Bild 7 ein
MOSFET mit Treiber Bild 8 aus

Ausgang der Schaltungen, mit einer logischen 1 am Eingang

Einschalt-Widerstand eines MOSFET

Für MOSFETs wird normalerweise keine Sättigungsspannung angegeben, sondern der Einschaltwiderstand RDSon.

Gate-Source-Spannung Drainstrom Einschaltwiderstand
4,0V 0,2A 2,3Ω
6,0V 0,2A 1,2Ω
6,0V 0,8A 1,5Ω
8,0V 0,2A 1,1Ω
8,0V 0,8A 1,2Ω
  • Moderne MOSFETs für höhere Ströme haben Einschaltwiderstände um RDSon=0,1Ω.

Regeln

  • Transistoren werden über einen Widerstand nicht unter 1kΩ mit der Basis an den Ausgang eines Logik-Gatters angeschlossen.
  • Die Last kann an einer höheren Spannung liegen.
  • Für unsere Schaltungen sollte die Spannung 12V nicht überschreiten.
  • Der Lastwiderstand darf bei 5V 100Ω und bei 12V 240Ω nicht unterschreiten.
  • Mit einer Treiberschaltung (Bild 5) vor dem Leistungsschalter kann dieser größere Lasten schalten.
  • Unsere Schaltungen sind nicht für Lastwiderstände unter 10Ω bei 5V oder unter 24Ω bei 12V geeignet.
  • Eine Darlington-Schaltung kann größere Lasten schalten.
  • Die Last kann an einer höheren Spannung liegen.
  • Für unsere Schaltungen sollte die Spannung 12V nicht überschreiten.
  • Unsere Schaltungen sind nicht für Lastwiderstände unter 10Ω an 5V oder unter 24Ω an 12V geeignet.
  • Transistoren haben eine Sättigungsspannung zwischen Kollektor und Emitter bei
  • kleinen Strömen um 100mV und
  • bei maximal zulässigen Strömen um 1V.
  • MOSFETs können in der Regel nicht unmittelbar an den Ausgang eines Logik-Gatters angeschlossen werden.
  • Dazu sind Treiberschaltungen mit Transistoren (Bild 8) nötig
  • oder bei 5V-Logik-ICs spezielle Logic-Level-MOSFETs.
  • Einige Logic-Level-MOSFETs sind nicht für Gate-Spannungen über 6V geeignet.
  • Die meisten Logic-Level-MOSFETs sollten nicht mit Lastwiderständen unter 1Ω bei 5V oder unter 5Ω bei 12V betrieben werden.
  • Der MOSFET 2N7000 darf bei 5V-Logik mit einem Lastwiderstand nicht unter 150Ω belastet werden.
  • Die Last kann an einer höheren Spannung liegen.
  • Für unsere Schaltungen sollte die Spannung 12V nicht überschreiten.
  • MOSFETs haben einen Einschaltwiderstand zwischen Drain und Source von typischerweise 0,1Ω.
  • Eine Treiberschaltung mit einem Transistor vor dem MOSFET (Bild 8) ist auch für
  • Logik-Schaltungen unter 5V und
  • Standard-MOSFETs geeignet.
  • Dann ist eine zweite Stromversorgung mit mindestens 12V erforderlich.
  • Die Last kann mit einer höheren Spannung betrieben werden.
  • Für unsere Schaltungen sollte die Spannung 12V nicht überschreiten.
Attention attention

Vorsicht!

  • Die hier gezeigten Schaltungen sind für ohmsche Lasten wie LEDs (mit Vorwiderstand) geeignet.
  • Einige Lasten können die Leistungsschalter zerstören.
  • Relais und Glühlampen (Halogen) dürfen nicht unmittelbar angeschlossen werden.
  • Die Schaltungen sind nicht für Frequenzen über 1kHz geeignet.

Zusammenfassung

Wir haben einige Schaltungen kennengelernt, mit denen wir höhere Lasten aus einer Logikschaltung ansteuern können.

Diese Schaltungen können wir für viele Anwendungen in der Elektronik verwenden. Sie haben jedoch Grenzen, die wir beachten müssen.

Wir werden uns später mit Schaltungen für Relais und Glühlampen beschäftigen.

Im Rezept Leistungsschalter an Logik werden weitere Hinweise gegeben.

Attention attention

Achtung elektrostatische Entladung

MOSFET sind sehr empfindlich gegen elektrostatische Entladung.

Durch Reibung können Spannungen entstehen, die sich dann durch keine Funken entladen. Wir kennen die Funken, die bei Kleidung aus Kunststoff auftreten.

Einige Bauelemente sind sehr empfindlich. Schon geringe Reibung kann sie schädigen.

So geht es

  • Ein MOSFET sollte in
  • einer metallisierten ESD-Tüte geliefert und aufbewahrt werden Sie sieht entweder metallisch oder rosa aus.
  • oder in ESD-Schaumstoff stecken. Er sieht schwarz oder rosa aus.
  • Styropor ist das Schlimmste, was wir machen können. Es bringt einen MOSFET um :-(
  • Wir tragen Kleidung ohne Kunststoff oder Wolle. Baumwolle ist sehr gut.
  • Auf den Arbeitstisch legen wir einfache Pappe oder besser ein Platte aus unlackiertem Sperrholz.
  • Die Schaltung ist bereits aufgebaut. Nur der MOSFET fehlt noch. Die Baugruppe oder das Steckboard liegen auf der Pappe.
  • Die Tüte mit dem MOSFET wird auf die Pappe gelegt.
  • Bevor wir die Tüte mit dem MOSFET öffnen, berühren wir die Pappe mit den Händen.
  • Wir entnehmen den MOSFET und setzen ihn unmittelbar in die Baugruppe oder das Steckboard.

Das ist keine Theorie, sondern praktische Erfahrung

  • Diese Vorgehensweise einzuhalten kostet etwas Zeit.
  • Meistens geht es gut, wenn wir uns nicht daran halten.
  • Wenn es dann zu Problemen führt, verlieren wir eingesparte Zeit um ein Vielfaches.

Mehr unter Vorsicht elektrostatische Entladung: ESD