Ideale Diode

Hier wird ein MOSFET verwendet. Er ist empfindlich gegen elektrostatische Entladung.
Bitte Vorsicht elektrostatische Entladung beachten.
Wie wir bereits aus dem Praktikum Dioden wissen, lässt eine Diode in Sperrrichtung keinen Strom durch. In Durchlassrichtung lässt sie Strom ungehindert fließen.
Reale Dioden haben jedoch in Durchlassrichtung einen Spannungsabfall, die Flussspannung. Außerdem haben sie eine maximal zulässige Sperrspannung:
Typ | Bezeichnung | Flussspannung | maximale Sperrspannung | maximaler Strom |
rote LED | 3mm | 1,8V | 5V | 20mA |
Diode | 1N4001 | 1,0V | 50V | 1A |
Diode | 1N4004 | 1,0V | 400V | 1A |
Diode | 1N4007 | 1,0V | 1000V | 1A |
Diode | 1N4148 | 1,0V | 100V | 200mA |
Schottkydiode | 1N5817 | 0,55V | 20V | 1A |
Häufig werden Dioden weit unter ihrem maximal zulässigen Strom betrieben (z.B. mit 1mA). In diesem Fall kann für eine Siliziumdiode eine Flussspannung von 0,6V und für eine Schottkydiode von 0,3V angenommen werden. Eine Siliziumdiode hat auch bei sehr kleinen Strömen (unter 1µA) eine Flussspannung um 0,6V. Bei einer Schottkydiode liegt die Flussspannung bei sehr kleinen Strömen (unter 1 µA) nahe 0,0 V.
Insbesondere bei keinen Betriebsspannungen stört die Flussspannung der Dioden. Sie verursacht relativ hohe Verluste, die zusätzlich durch Kühlmaßnahmen abgeführt werden müssen.
Ideal wäre eine Diode mit einer Flussspannung von 0V, auf jeden Fall aber weniger als die 1,0V einer Siliziumdiode bzw. 0,55V einer Schottkydiode.
Wir haben bereits eine "Diode" mit niedriger Flussspannung kennengelernt. Im Praktikum Komplementäre Transistoren haben wir uns mit einem Verpolungsschutz beschäftigt:

Im Prinzip handelt es sich um eine Diode mit einem parallelen MOSFET. Die Diode ist die im MOSFET enthaltene Body-Diode.
Wird am Eingang eine Spannung angelegt, fließt über die Body-Diode ein Strom in den Lastwiderstand RL. An RL fällt dann eine Spannung ab, die annähernd der Eingangsspannung entspricht. Annähernd deshalb, weil an der Body-Diode 0,6V abfallen. Die Ausgangsspannung ist die Gate-Source-Spannung Ugs des P-MOSFET. Ugs = -Ua. Wenn die Gate-Source-Schwellenspannung des MOSFET überschritten wird, leitet der MOSFET und schließt die Diode kurz. Dadurch wird der Spannungsabfall an der "Diode" viel kleiner. Die Spannung beträgt etwa 50mV statt über 600mV bei einer Siliziumdiode.
Deshalb wird diese Schaltung als "Ideale Diode" bezeichnet.
Bei einer negativen Eingangsspannung sperrt einerseits die Body-Diode, andererseits wird der P-MOSFET durch eine positive Gate-Source-Spannung gesperrt: Die "Diode" sperrt.
Leider ist diese "Diode" alles andere als ideal.

In Bild 2 wird die "Ideale Diode" in Sperrrichtung betrieben. Der MOSFET ist gegenüber Bild 1 gedreht und Eingang und Ausgang sind vertauscht:
Uout in Bild 1 ist Uein in Bild 2 und Uin ist Uaus.
Die Body-Diode sperrt, wenn Uein positiv ist. Ist Uein größer als die Gate-Source-Schwellenspannung des MOSFET, schaltet dieser ein. Es fließt ein Strom von +Uein über RL nach -Uein (Bild 2), also von +Uout über RL nach -Uout (Bild 1).
- Dieser Strom fließt in Sperrrichtung unserer "Idealen Diode".
Unsere "Ideale Diode" ist keineswegs ideal:
- Wenn die Spannung Uaus über der Gate-Source-Schwellenspannung des MOSFET liegt, sperrt die "Ideale Diode" nicht.
Der Verpolungsschutz in Bild 1 funktioniert trotzdem, da wir keine Spannungsquelle am Ausgang Uout haben.
Für Fortgeschrittene
- Am Ausgang des Verpolungsschutzes in Bild 2 können sich Kondensatoren befinden, die noch eine Restspannung haben und den MOSFET einschalten.
- Wenn sich am Ausgang in Bild 2 ein Akku befindet, ist die Situation noch problematischer, da der Akku Strom in die Ladeschaltung am Eingang liefern kann.
Verbesserung der Idealen Diode

Für Einsteiger sind die Regeln am Schluss interessant.
Wir müssen unsere Schaltung so ergänzen, dass der MOSFET nicht eingeschaltet wird, wenn die Drain-Source-Spannung negativ ist.

In Bild 3 haben wir unsere nicht ganz ideale Diode mit einem Stromspiegel aus dem Praktikum Kleine Spannungen mit dem Stromspiegel messen kombiniert. Außerdem haben wir die NPN-Transistoren durch PNP-Transistoren ersetzt.
Um die Schaltung zu verstehen, ersetzen wir den MOSFET durch einen Widerstand Rm.

Wir können die Gleichungen(2) aus dem Praktikum Kleine Spannungen mit dem Stromspiegel messen übernehmen. Die Messspannung Um muss wegen des umgekehrten Spannungspfeils (PNP) negativ eingesetzt werden.
Iout = Iin * exp( -Um / Ut ) Iout = Iin * exp( -Um / 26mV )
Gleichungen (2)

Im Folgenden erscheinen die negativen Vorzeichen, weil wir PNP-Transistoren und einen P-MOSFET haben.

Fazit
- Die Ideale Diode sperrt bei negativer Spannung.
- In Durchlassrichtung fällt an ihr eine Spannung von etwa 50mV ab. Diese Spannung kann wegen des Einschaltwiderstands Rdson des MOSFET höher sein.
Maximale Sperrspannung
Die maximale Sperrspannung der Idealen Diode ist begrenzt. Sie hängt von der maximal zulässigen Sperrspannung des Transistors Q2 ab.
Wenn wir eine Ausgangsspannung haben, aber die Eingangsspannung 0V oder sogar negativ ist, wird die Basis-Emitter-Strecke von Q2 in Sperrrichtung betrieben. Die maximal zulässige Sperrspannung moderner Transistoren beträgt Ubeo=-5V. Wird diese Spannung überschritten, wird die Basis-Emitter-Strecke von Q2 leitend. Es fließt ein Strom von U+out über den Emitter zur Basis von Q3, über die Basis zum Emitter von Q2 und über die Eingangs-Stromquelle nach U-. Der Strom wird nur durch die Ausgangs-Stromquelle und die Eingangs-Stromquelle begrenzt. Der Transistor Q2 wird dabei mit ziemlicher Sicherheit zerstört.
Hätten wir jedoch Transistoren mit höherer Ubeo, dann hätte damit unsere Ideale Diode eine höhere Sperrspannung. Der alte MPS400A mit Ubeo=-25V ist geeignet, aber schwer zu bekommen. Der CMPT404A im SOT-Gehäuse ist ein verfügbarer Ersatz.

Mit Standardtransistoren können wir unseren Stromspiegel nur für Spannungen bis 5V verwenden.

Wenn wir den MOSFET IRLML6402 verwenden, können wir unseren Stromspiegel nur bis 12V verwenden, auch wenn wir spezielle Transistoren einsetzen.
Nicht identische Transistoren
Selbst bei Verwendung von Doppeltransistoren, wie z.B. BCV62 kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Transistoren völlig identisch sind. Die Basis-Emitter-Spannung der Transistoren kann ohne Weiteres um 10 mV voneinander abweichen.

Wenn die Basis-Emitter-Spannungen der Transistoren stark voneinander abweichen,
- kann der MOSFET schon bei einer negativen Messspannung von wenigen mV leitend werden.
- Das ist sehr unangenehm, da die Ideale Diode dann bei kleinen Sperrspannungen bis zu 50mV in Sperrrichtung leitet.
Regeln
- Diode mit parallelem MOSFET (Bild 1)
- Ein MOSFET kann unter bestimmten Umständen die Durchlassspannung einer Diode wesentlich verringern.
- Er kann als einfacher Verpolungsschutz eingesetzt werden.
- Er darf nicht als Gleichrichter mit einem Kondensator am Ausgang verwendet werden.
- Er darf nicht als Gleichrichter zum Laden von Akkumulatoren verwendet werden.
- Er darf nicht zur Entkopplung beim Laden von Akkumulatoren aus zwei Spannungsquellen verwendet werden.
- Ideale Diode mit Stromspiegel (Bild 3)
- Sie hat eine niedrige Durchlassspannung von etwa 50mV.
- Sie kann zur Entkopplung von zwei Spannungsquellen verwendet werden.
- Die Transistoren müssen gepaart sein. Wenn die Basis-Emitter-Spannungen der beiden Transistoren voneinander abweichen, kann es vorkommen, dass
- die Durchlassspannung der Idealen Diode höher ist und
- die Ideale Diode bei geringen Spannungen in Sperrrichtung leitet.
- Sie kann nur bei Spannungen bis 5V und nur mit Spezialtransistoren bis zu 12V verwendet werden.
- Für Spannungen über 6V ist eine kräftige Schottkydiode besser geeignet.