../../../icons/Logo.pngPraktische Elektronik


Wir untersuchen, wie Wechselspannungen zwischen Schaltungen übertragen werden können.


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Wechselspannungen ein- und auskoppeln


Wechselspannungen ein- und auskoppeln

Sollen Wechselspannungen in verschiedenen Teilschaltungen verarbeitet werden, ist es meist erforderlich, die Teilschaltungen gleichspannungsmäßig zu entkoppeln und wechselspannungsmäßig zu koppeln.

Nachfolgend werden verschiedene Arten der Kopplung und Entkopplung betrachtet.

In den Praktika Spannungen an einer blinkenden LED und Spannungen wandeln haben wir den zyklisch schaltenden Ausgang eines Timers verwendet.

Glättung und Auskopplung

Wir betrachten die Spannungen an einer blinkenden LED hier unter dem Aspekt der Auskopplung von Gleich- und Wechselspannungen.

Glaettung_Kopplung.png
Bild 1: Timer 555 im astabilen Betrieb

Der LMC555 liefert eine Ausgangsspannung Uq, die eine Folge von Impulsen zwischen 0 V und 5 V ist.

Die Ausgangsspannung Uq des LMC555 setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:

  • einer konstanten Gleichspannung von Ug=2,5 V,
  • die ihre Polarität nicht ändert. Daher Gleichspannung.
  • einer Wechselspannung von Uw=±2,5 V.
  • Sie beträgt für eine bestimmte Zeit +2,5 V oder -2,5 V.
  • Sie wechselt ihre Polarität. Daher Wechselspannung.
  • Die Ausgangsspannung ist eine Mischung aus Gleich- und Wechselspannung.
  • Sie ist Uq=Ug+Uw:
  • 2,5 V+2,5 V=5 V
  • 2,5 V-2,5 V=0 V

Wechselspannung-Gleichspannung.png

Eine Mischung aus Gleich- und Wechselspannung nennt man Mischspannung.

  • Die Schaltung mit R3 und C2 glättet die Ausgangsspannung.
  • Sie bildet den Mittelwert der vom Timer gelieferten Spannung von Um = 2,5 V.
  • R3 und C2 unterdrücken den Wechselspannungsanteil von Uq.
  • R3 und C2 sieben den Wechselspannungsanteil von Uq aus.
  • Die Schaltung mit R3 und C2 wird daher als Siebschaltung bezeichnet.
  • C3 und R4 koppeln den Wechselspannungsanteil Uw von Uq aus.
  • C3 und R4 sperren den Gleichspannungsanteil von Uq.
  • Der Wechselspannungsanteil beträgt ±2,5 V,
  • mit einem Spitze-Spitze-Wert von Uss=5 V.
Uw_Auskopplung_s.png
Bild 2: Oszillogramm vom Timer im astabilen Betrieb

Das Oszillogramm in Bild 2 zeigt die Ausgangsspannung Uq (gelb) und die ausgekoppelte Wechselspannung Uw (blau). Die Null-Linie der Ausgangsspannung Uq liegt unten im Oszillogramm. Die Ausgangsspannung ist entweder 0 V oder 5 V. Die ausgekoppelte Wechselspannung folgt dem Verlauf der Ausgangsspannung. Die Null-Linie der ausgekoppelten Wechselspannung Uw liegt in der Mitte des Oszillogramms und es ist deutlich zu erkennen, dass Uw die Polarität wechselt.

Spannungsverdoppler_Kopplung.png
Bild 3: Spannungsverdoppler

Spannungsverdoppler

Den Spannungsverdoppler kennen wir bereits aus Spannungen wandeln.

Hier betrachten wir diese Schaltung unter dem Aspekt der Kopplung und Entkopplung von Gleich- und Wechselspannung.

Am Ausgang des LMC555 haben wir eine Ausgangsspannung Uq als Folge von Impulsen zwischen 0 V und 5 V.

Der Einfachheit halber vernachlässigen wir im Folgenden die Flussspannungen der Dioden Ud1 und Ud2 .

Der Wechselspannungsanteil Uw von Uq ist über den Kondensator C2 an den Knoten Us gekoppelt.

Am Knoten Us liegt eine Mischspannung mit dem Wechselspannungsanteil Uw.

Die Wechselspannung Uw wechselt zwischen -2,5 V und +2,5 V mit einer Spitze-Spitze-Spannung von Uss=5 V.

Am Knoten Us kann sich wegen D1 keine Spannung kleiner als Uv einstellen.

Die Spannung Us liegt dann zwischen Uv und Uv+Uss = 5 V + 5 V = 10 V.

Über die Diode D2 wird der Kondensator C2 auf den Maximalwert von Us aufgeladen. Dieser beträgt 10 V.

Die Ausgangsspannung Ua des Spannungsverdopplers ist mit Ua = 10 V doppelt so hoch wie die Versorgungsspannung.

  • Die Flussspannung der Dioden reduziert diesen Wert geringfügig.
Us_Spannungsverdoppler_s.png
Bild 4: Oszillogramm des Spannungsverdopplers

Bild 4 zeigt die Ausgangsspannung Uq (gelb) des Timers LMC555 und die Spannung am Knoten Us . Die Wirkung der Diode D1 zeigt sich in der unteren Spannung Us, die um 0,7 V unter 5 V liegt. Die Spannung Us liegt zwischen 5 V und 10 V (abzüglich der Flussspannung der Diode D1).

  • Mit einem Kondensator kann der Wechselspannungsanteil einer Mischspannung ausgekoppelt werden.
  • Der Wechselspannungsanteil kann auf eine Gleichspannung mit einem anderen Niveau übertragen werden.
  • C3 in Bild 1 überträgt die Wechselspannung auf das Niveau von 0 V.
  • C2 in Bild 3 überträgt die Wechselspannung auf das Niveau von Uv + 2,5 V.
  • Mit einem RC-Glied wie R3 und C2 wird die mittlere Gleichspannung bestimmt.
  • Der Wechselspannungsanteil wird ausgesiebt.

Berechnung des Kondensators

Ein zu kleiner Kondensator kann bei der Kopplung oder Siebung der Wechselspannung Verluste verursachen.

Die erforderliche Kapazität des Kondensators hängt von der Frequenz der übertragenen Wechselspannung ab.

Wir wollen keine Theorien aufstellen und begnügen uns mit einer Faustformel.

Wir gehen von der niedrigsten Frequenz fmin der zu übertragenden Wechselspannung aus. Außerdem müssen wir den Widerstand Rs der Schaltung kennen.

Cmin > 50 / ( fmin * Rs )

Eigentlich müssten wir die Widerstände der beiden Teilschaltungen vor und hinter dem Kondensator kennen, aber es genügt, wenn wir nur den Widerstand einer der beiden Teilschaltungen kennen. Die beiden Teilwiderstände werden addiert. Wenn wir nur einen der beiden Teilwiderstände nehmen, sind wir auf der sicheren Seite, da der Gesamtwiderstand größer ist.

Uw_Auskopplung-C_s.png
Bild 5: Ausgekoppelte Wechselspannung bei kleinem Koppelkondensator

Bild 5 zeigt, dass die Wechselspannung bei zu kleinem Koppelkondensator nur unzureichend übertragen wird. In Bild 5 ist der Koppelkondensator C3 = 0,1 µF gegenüber 10 µF in Bild 1.

Tiefpass-100nF_s.png
Bild 6: Schlechte Siebung der Wechselspannung bei kleinem Siebkondensator

Bild 6 zeigt, dass die Wechselspannung bei kleinem Siebkondensator nur unzureichend unterdrückt wird. In Bild 6 ist der Siebkondensator C2 = 0,1 µF gegenüber 10 µF in Bild 1.

Attention ;-)

Die Sache mit dem Kondensator

Oben wurde für den Koppel- oder Siebkondensator die


Formel 1
Cmin > 50 / ( fmin * Rs )

angegeben.

Oft werden kleinere Werte vorgeschlagen:


Formel 2
Cmin = 1 / (2 * π * fmin * Rs ) = 0,16 / ( fmin * Rs )

Die beiden Formeln unterscheiden sich in den Faktoren 50 und 0,16, d. h., nach Formel 1 wäre der Kondensator 314 Mal so groß.

Für die in unseren Versuchen verwendete Frequenz um 700 Hz wäre nach Formel 2
C = 0,16 / ( 700 * 10000 ) = 22 nF

Der in den Oszillogrammen Bild 5 und Bild 6 verwendete Kondensator hat 100 nF. Das sieht nicht nach einer guten Kopplung oder Siebung aus.

Werden kleine Kondensatoren nach Formel 2 in Verstärkerschaltungen eingesetzt, ist eine Verringerung der Wechselspannung bei der Frequenz fmin für jedermann hörbar. Die Wechselspannung halbiert sich.

Werden mehrere Koppelkondensatoren in einem Verstärker verwendet, so halbiert sich die Wechselspannung für jeden Kondensator, ist also 1/4 oder 1/8 oder ...

Eine Siebschaltung mit R3 und C2 hat nur eine geringe Wirkung, wenn der Kondensator nach Formel 2 berechnet wird (siehe Bild 6).

  • Wir bleiben bei dem Faktor 50 aus Formel 1.
  • Wer sparen muss, setzt 10 statt 50 ein.