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Wir vergleichen elektronische Sicherungen.


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Vergleich elektronischer Sicherungen

Elektronische Sicherung mit MOSFET


Vergleich elektronischer Sicherungen

  • Dieses Praktikum ist für das Verständnis der Elektronik nicht unbedingt erforderlich.
  • Es zeigt jedoch, wie das Verhalten von Schaltungen gemessen und ausgewertet wird.
  • Es zeigt auch, wie die Messergebnisse interpretiert werden.
  • Wer nicht alles versteht, kann das Praktikum trotzdem durchführen
  • und es später noch einmal durcharbeiten.

An dieser Stelle wollen wir die elektronischen Sicherungen näher untersuchen.

Wir können auf die in einfache elektronische Sicherung vorgestellte Testschaltung zurückgreifen. Wir müssen sie nur ein wenig modifizieren:

ElektronischeSicherung2_s.png
Bild 1: Testschaltung der elektronischen Sicherung

Es gibt zwei Änderungen:

  • Der Widerstand Rx wurde zur Mitkopplung verwendet.
  • Mit einer neuen Drahtbrücke TPA können wir die drei LEDs der Anzeige abschalten.

Messung des Stroms

An dieser Stelle untersuchen wir die elektronischen Sicherungen genauer und messen die Ströme durch die Sicherung und die Spannung am Ausgang.

ElektronischeSicherung3_s.png
Bild 2: Messschaltung der elektronischen Sicherung

Das Amperemeter befindet sich im Stromkreis der Last. Das Voltmeter ist nicht unbedingt erforderlich.

Wir vergleichen drei Fälle:

  • Rx = 10kΩ (schwache Mitkopplung)
  • Rx = 1kΩ (starke Mitkopplung)
  • ohne Rx (begrenzende elektronische Sicherung)
Fall TPs geschlossen Isi 10kΩ Usi 10kΩ Isi 1kΩ Usi 1kΩ Isi ohne Usi ohne
1 - 0,0mA 4,4V 0,0mA 4,4V 0,0mA 4,4V
2 TPA 6,4mA 4,2V 6,4mA 4,2V 6,4mA 4,2V
3 TPA, TP1 10,1mA 4,1V 10,1mA 4,1V 10,1mA 4,1V
4 TPA, TP1, TP2 17,3mA 3,9V 2,9mA 0,9V 17,3mA 3,9V
5 TPA, TP1, TP2, TP3 11,4mA 1,4V 3,3mA 0,4V 18,4mA 2,3V
6 TPA, TP1, TP2, TP3, TP4 7,0mA 0,0V 3,8mA 0,0V 18,4mA 0,0V
7 TPA, TP1, TP2, TP3 11,4mA 1,4V 3,3mA 0,4V 18,4mA 2,3V
8 TPA, TP1, TP2 17,3mA 3,9V 2,9mA 0,9V 17,3mA 3,9V
9 TPA, TP1 10,1mA 4,1V 2,0mA 1,8V 10,1mA 4,1V
10 TPA 6,4mA 4,2V 1,4mA 2,4V 6,4mA 4,2V
11 TPA, TP1 10,1mA 4,1V 2,0mA 1,8V 10,1mA 4,1V
12 TPA 6,4mA 4,2V 1,4mA 2,4V 6,4mA 4,2V
13 - 0,0mA 4,4V 0,0mA 4,4V 0,0mA 4,4V
14 TPA 6,4mA 4,2V 6,4mA 4,2V 6,4mA 4,2V

Tabelle 1: Ergebnisse der Messungen

ElektronischeSicherung-Plot.png
Bild 3: Grafische Darstellung der Messungen

In Bild 3 sind die Messungen in einem Diagramm dargestellt.

  • Die Spannung nach oben und
  • der Strom nach rechts.

Die markierten Punkte sind die Messwerte. Die Zahlen bei den Messwerten sind die Fälle. Die Zahlen in Klammern bezeichnen die Fälle bei Rx=1kΩ. Benachbarte Punkte sind durch farbige Linien verbunden.

Verhalten ohne Rückkopplung

Die elektronische Sicherung ohne Rückkopplung enthält kein Rx. Es ist die begrenzende Sicherung.

Sie wird die violette Kurve dargestellt. Sie wird oben von der blauen (Rx=1k) und der grünen Kurve (Rx=10k) überlagert und hat dort den gleichen Verlauf.

Bei Strömen von 0mA bis 17,3mA (Fälle 1 bis 4) fällt die Ausgangsspannung etwas ab. Dieses ist auf den Messwiderstand R20 zurückzuführen.

Mit zunehmender Belastung wird der Strom auf 18,4mA begrenzt. Im Fall 5 sinkt die Ausgangsspannung auf 2,3V und im Fall 6, dem Kurzschluss, auf 0V. Die elektronische Sicherung begrenzt den Strom auf 18,4mA.

Wird die Last reduziert, steigt die Ausgangsspannung wieder an (Fall 7). Bei noch geringerer Last begrenzt die Sicherung nicht mehr.

In allen Fällen mit gleicher Last ergeben sich die gleichen Werte für Strom und Spannung.

Die violette Kurve zeigt sehr gut die Wirkung der begrenzenden elektronischen Sicherung. Bei Strömen unterhalb des Sicherungsstroms fällt an der Sicherung nur eine geringe Spannung ab. Bei größeren Lasten wird die Ausgangsspannung so weit reduziert, dass der Sicherungsstrom fließt.

Verhalten mit starker Rückkopplung

Die elektronische Sicherung mit starker Rückkopplung enthält Rx=1kΩ. Es ist die abschaltende Sicherung.

Dazu gehört die blaue Kurve.

Bei Strömen von 0mA bis 10,1mA (Fälle 1 bis 3) fällt die Ausgangsspannung ein wenig ab. Dieses ist auf den Messwiderstand R20 zurückzuführen.

Wird die Last weiter erhöht (Fall 4), sinkt der Ausgangsstrom auf 2,9mA und die Ausgangsspannung auf 0,9V. Die Sicherung hat abgeschaltet. Der Strom von 2,9mA fließt über den Widerstand Rx=1kΩ. Wird die Last weiter erhöht (Fall 5) steigt der Strom auf 3,3mA und Ausgangsspannung sinkt auf 0,4V. Beim Kurzschluss (Fall 6) fließt ein Strom von 3,8mA.

Der Strom durch Rx ist beim Kurzschluss:

   Ux = Ubat - Ube1
   Ux = 4,4V - 0,6V = 3,8V
   Ix = Ux  / Rx
   Ix = 3,8V / 1kΩ = 3,8mA

Unsere Annahme, dass der geringe Strom durch die abgeschaltete Sicherung durch Rx verursacht wird, stimmt also.

Eine Veränderung der Last (Fälle 7 bis 12) bewirkt nur eine Änderung des kleinen Stroms, der durch Rx verursacht wird.

Erst, wenn die Last vollständig entfernt wird (Fall 13), schaltet die Sicherung wieder ein. Wenn wir jetzt die Last wieder erhöhen (Fall 14), ist die Sicherung wieder eingeschaltet.

Die blaue Kurve verdeutlicht das abschaltende Verhalten durch den rückläufigen Sprung (Fälle 3 auf 4). Die Sicherung bleibt ausgeschaltet bis der Stromkreis unterbrochen wird.

Verhalten mit schwacher Rückkopplung

Die elektronische Sicherung mit schwacher Rückkopplung enthält Rx=10kΩ.

Dazu gehört die grüne Kurve. Sie wird oben von der blauen Kurve (Rx=1k) überlagert und hat dort den gleichen Verlauf.

Bei Strömen von 0mA bis 17,3mA (Fälle 1 bis 4) fällt die Ausgangsspannung etwas ab. Dieses ist auf den Messwiderstand R20 zurückzuführen.

Wird die Last weiter erhöht (Fall 5), sinkt der Ausgangsstrom auf 11,4mA und die Ausgangsspannung auf 1,4V. Die Sicherung hat nur teilweise abgeschaltet.

Hätte sie ganz abgeschaltet, würden nur 3,3mA fließen.
Bei einer Begrenzung würden 18,4mA fließen.

Beim Kurzschluss (Fall 6) fließt ein Strom von 7,0mA.

Interessant ist das Verhalten, wenn die Last wieder reduziert wird. Die Werte der Fälle 5 und 7 stimmen überein. Wird die Last aber noch weiter reduziert (Fall 8), haben wir Werte, die mit denen der eingeschalteten Sicherung übereinstimmen. Dass die Sicherung tatsächlich eingeschaltet hat belegen die Fälle 9 und 10.

Diese Sicherung zeigt nach dem Auslösen eine Reduzierung des Stroms. Die grüne Kurve verläuft dann "rückwärts". Dieses Verhalten wird als "Foldback" bezeichnet.

Der Sinn von Foldback-Verhalten

Wir betrachten hier den Sinn der drei Varianten elektronischer Sicherungen

  • begrenzende Sicherung
  • abschaltende Sicherung
  • Sicherung mit Foldback-Verhalten

Vom Verhalten her ist die begrenzende Sicherung die beste.

  • Sie verhindert eine Überlastung der Last.
  • Sie liefert noch Strom, um im Falle einer Überlastung die Ursache untersuchen zu können.

Sie hat aber auch einen Nachteil:

  • Der Ausgangstransistor Q2 muss eine hohe Leistung aufnehmen.
  • Diese Leistung ist am höchsten, wenn der Ausgang kurzgeschlossen ist:
    P2 = Isi * Ubat

Dieses kann zu einer starken Erwärmung bis hin zur Überlastung des Ausgangstransistors Q2 führen.

Im Fall 6 (Kurzschluss) fließen 18,4mA: P2 = 18,4mA * 4.4V ~ 81mW.
Das ist für einen BC327 kein Problem.
Bei einem Auslösestrom von 100mA bei 5V wäre die maximale Leistung an Q2
P2 = Isi * Ubat = 100mA * 5V = 500mW.
Damit würde ein BC327 ziemlich warm.
200mA würden ihn zerstören.

Bei einer abschaltenden elektronischem Sicherung ist Q2 entweder eingeschaltet oder ausgeschaltet. In beiden Fällen ist die Leistung in Q2 gering.

Die Sicherung hat jedoch den Nachteil, dass sie nicht automatisch wieder einschaltet, wenn die Last abnimmt.

Die Foldback-Sicherung reduziert bei zu hoher Last den Strom durch die Sicherung und damit die Leistung im Ausgangstransistor Q2.

Bei einem Kurzschluss wird im Fall 6 der Strom auf 7mA reduziert. Die Leistung an Q2 ist dann:
P2 = 7mA * 4.4V = 30,8mW.
Im Vergleich zu den 81mW bei der begrenzenden Sicherung konnte die Leistung im Ausgangstransistor um mehr als 60% verringert werden.

Eine Foldback-Sicherung kann dazu beitragen, die maximale Leistung im Ausgangstransistor zu reduzieren.

Regeln

  • Eine Mitkopplung führt das Signal vom Ausgang zum Eingang zurück.
  • Eine elektronische Sicherung mit Strombegrenzung
  • ist sofort wieder betriebsbereit, wenn die Last reduziert wird,
  • ermöglicht die Suche nach der Ursache der Überlast,
  • kann aber zu hohen Leistungen im Ausgangstransistor führen.
  • Eine elektronische Sicherung mit Abschaltung
  • schaltet bei Überlastung ab,
  • schaltet erst wieder ein, wenn die Last entfernt wird,
  • ermöglicht nicht die Suche nach der Ursache der Überlast,
  • führt aber zu relativ niedrigen Leistungen im Ausgangstransistor.
  • Eine elektronische Sicherung mit Foldback-Verhalten
  • ist sofort wieder einsatzbereit, wenn die Last reduziert wird,
  • ermöglicht die Suche nach der Ursache der Überlast und
  • führt zu geringeren Leistungen im Ausgangstransistor als bei einer begrenzenden Sicherung.